Wir haben gelernt, aus allem zu lernen. Nach dieser, den Deutschen so lieben, Maxime sollten wir auch jetzt handeln.
Das Coronavirus, was macht es so gefährlich und welche Chancen ergeben sich aus diesen, für uns alle, schweren Zeiten?
In erster Linie sind es die Ansteckungs- und die damit einhergehende Sterblichkeitsrate, aber auch die notwendigen und lebenswichtigen Maßnahme der Regierungen, weltweit Kontaktverbote, Ausgangssperren und Quarantäne, die die gewohnten wirtschaftlichen Handlungen einschränken und viele Bereiche im Privaten Leben lahmlegen.
Zeit des Stillstandes
Aber was bedeutet das für uns, was können wir in der Zeit des Stillstandes tun? Der Mensch braucht ja immer etwa zu tun, ein Ziel, einen Sinn des Lebens. Wir haben die Möglichkeit, den Ist-Zustand unseres Schaffens zu überdenken, neue Wege zu begehen und teilweise festzustellen, dass die heutigen Vorgehensweisen einer mutierten Grippe nicht gewachsen sind. Dabei sollten wir unsere Zeit auch nutzen, um eine Antwort auf die große Frage zu finden: Wie füllen wir die ganzen, informellen, finanziellen und materiellen Lücken wieder auf, die durch COVID-19 entstehen?
Die Produktion nach COVID-19
Die Produktion wird wieder aufgenommen und die ausstehenden Aufträge werden erneut hergestellt, sei es das neueste Mobiltelefon, die fehlenden Maschinenteile oder das T-Shirt für den Herbst. Die Produktionsausfälle werden durch die Einführung von Akkordarbeitszeiten, die Einstellung von mehr Hilfspersonal oder Dreischichten ausgeglichen. Dasselbe wird wahrscheinlich auch in der Schifffahrtsindustrie geschehen, die derzeit im Luftfrachtsektor tätig ist. Derzeit wechseln die Unternehmen je nach Bedarf zwischen Luftfracht und Seefracht. Können sie ihre Artikel aufgrund von Schließungen von Geschäften und ganzen Filialen nicht verkaufen? Dann wählen sie die längste mögliche Seefrachtroute, um die Schiffe tatsächlich als schwimmendes Lager zu nutzen. Müssen die Waren relativ schnell ihr Ziel finden, z.B. in der Pharma- oder Medizinindustrie, ist Luftfracht die Wahl. Die Veränderungen in der Logistik kommen so schnell, dass sich die Daten jede Woche ändern. Es bleibt keine Zeit für ein Zurücksetzen. Die Unternehmen müssen schnell handeln und gleichzeitig die Verzögerungen bei der Produktion, der Lieferung und dem Handel im Auge haben. COVID-19 wird nicht so schnell verschwinden, wie viele es sich wünschen. Das Gleiche gilt für alle Änderungen. In der Zeit des Aufholens werden die Personaldienstleister in jedem Land exorbitante Leistungen erbringen müssen, aber einige werden auch einen Aufschwung erleben, den sie seit Jahren vermissen.
Die, die wollen aber nicht können!
Aber was ist mit denen, die eigentlich jetzt hätten arbeiten können, derzeit aber nicht dazu kommen, weil, ja warum eigentlich nicht…? Sie nicht ins Büro dürfen, weil ihre Kinder betreut werden müssen und die Schulen und Kitas wegfallen. Weil sie persönlich mit ihren Kunden oder dem Kollegen, der in Hongkong oder München sitzt, sprechen müssten. Teilweise liegt es aber auch einfach an jenen, die Zahlen, Bestellungen und Lieferverzögerungen gerne auf Papier sehen wollen und noch nicht in der Digitalisierung angekommen sind. Dann fällt auch Home-Office schwer. Gibt es nicht, wird der ein oder andere jetzt sagen. Doch dieses Urgestein, für das der Handschlag immer noch zählt und der persönliche Kontakt wichtiger ist als eine lapidare E-Mail, gibt es noch und das leidet jetzt besonders. Auch die Unternehmen, die ihren Mitarbeitern nicht vertrauen und denken, dass Home-Office eine andere Art der Freizeitgewinnung ist und daher das Unternehmen dahingehend nicht ausgerichtet haben, haben jetzt leider das Nachsehen.
„Digitize or die!“…
…war ein sehr provokanter Vortragstitel einer meiner Kollegen im Forum des DTB auf der TEXPROCESS 2019. Wir waren damals schon der Meinung, dass Unternehmen, die noch nicht digital aufgestellt sind, dies schnellst möglich ändern müssen, um nicht den Anschluss an den Markt zu verlieren und wir teilen diese Meinung immer noch. In Zeiten von COVID-19 verlieren viele produzierende Unternehmen den Überblick, weil ihnen schlichtweg wichtige Informationen fehlen. Es beginnt schon bei den Fragen: Wo wird meine Ware eigentlich produziert und unter welchen Bedingungen? Dies wird gerade in der Zeit nach COVID-19 wichtig, besonders im Hinblick auf die anstehende Einführung des Lieferkettengesetzes. Wird die Ware im festgelegten Terminfenster produziert? Und wenn nicht, woran liegt es? Fehlen die Rohmaterialien oder ist keine Produktionskapazität vorhanden? Muss ich die Produktion verlagern und wenn ja, wohin? Kann ich die Ware wie geplant per Seefracht verladen oder muss ich stattdessen mit Bahn, Sea/Air oder sogar Luftfracht planen, um noch einigermaßen termingerecht zu liefern? All diese Informationen sind im digitalen Zeitalter wesentlich schneller und transparenter in einem Vendor Compliance und Supply Chain Management System zu sehen und vor allen Dingen zu steuern. Stattdessen den Versand des Excel Sheets immer noch per E-Mail-Verlauf – in dem 10 Personen ihre Einträge nacheinander vornehmen, per Fax oder auch per telefonischen Standleitungen mit den Fabriken, Agenten und Spediteuren – zu regeln ist sehr zeitfressend. Zeit, die man heute einfach nicht hat. Und natürlich steigt die Fehlerquote extrem. Diese verursacht meist Kosten die keiner kalkuliert hat und die die wenigsten verkraften können.
Vertrauen und Neudenken
Es ist jetzt die Zeit gekommen, den Mitarbeitern zu vertrauen und im Unternehmen die Möglichkeit des Home-Offices anzubieten und zu ermöglichen. Auch nach dem COVID-19 Virus wird es Situationen geben, in denen die alleinerziehende Buchhalterin im Monatsabschluss mal das kranke Kind betreuen muss, ihre Arbeit dann aber von zu Hause erledigen könnte und der Rückstand damit verhindert werden könnte. Oder in denen der IT-Manager das Handbuch einfach mal fertigstellen muss für das er aber schlicht im Büroalltag keine ruhige Zeit findet. Oder in denen der Geschäftsführer für neue Strategien oder Akquisen mal zu Hause eine Agenda ausarbeiten muss. Es gibt viele wichtige und geschäftsoptimierende Gründe für Home-Office, auch nach COVID-19. Und natürlich auch für die Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse. Denn sind Sie erstmal digital aufgestellt, können Sie jetzt ganz beruhigt im Home-Office alles steuern, ohne die Angst, dass sich ihre Belegschaft untereinander ansteckt und den Betrieb lahmlegt.
Es ist jetzt die Zeit umzudenken und darauf zu hoffen, dass alle Mitarbeiter, Chefs, Kollegen, Freunde und Familienmitglieder gesund bleiben.